hr-iNFO Büchercheck: Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln von Christoph Peters

hr-iNFO Büchercheck: Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln von Christoph Peters

18.09.2014

Der Schriftsteller Christoph Peters ist ein Schriftsteller, der sich besonders für interkulturelle Begegnungen interessiert. Das kann bitter ernst sein, wenn er vom Weg eines deutschen Studenten in den Dschihad erzählt, oder eher unterhaltsam, wenn japanische Kochkunst im tiefsten Westerwald ankommt. Um Japan und Kochen geht es auch in Christoph Peters neustem Roman „Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln“.
hr-iNFO-Bücherchecker Alf Mentzer hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Christoph Peters lässt auch hier wieder einmal japanische Hochkultur auf die deutsche Provinz treffen. Diesmal geht es um die Kunst des Ofenbaus und um Herrn Yamashiro, der einer, wenn nicht der größte, lebende Vertreter dieses altehrwürdigen Handwerks ist. Er soll in einem Dorf an der Ostseeküste einen Spezialofen zum Brennen japanischer Tonschalen bauen. Engagiert hat ihn dazu der junge Keramikkünstler Ernst, ein Japan-Enthusiast. Aber der damit verbundene Kulturtransfer funktioniert nur bedingt und führt zu allerlei komischen Verwicklungen. Hier prallen Welten aufeinander – und das hört sich dann so an:

"Während sie die Schnapsflasche aus dem Korb zog und einen Satz sechseckiger Gläschen füllte, erklärte Ernst Herrn Yamashiro, dass die Dame Herta Mölders heiße, eine Schenke in der Nachbarschaft betreibe und ihm heute als Ehrengast des Ortes und des Landes ein besonderes Gericht zubereitet habe, das in Deutschland bevorzugt auf Baustellen gegessen werde. Es handele sich um rohes, gewürztes Schweinehackfleisch auf weißem Brötchen mit Zwiebeln."

Wie ist es geschrieben?
Christoph Peters hat einen präzisen Blick für die Komik, die sich ergibt, wenn asiatisches Traditionsbewusstsein und teutonische Bodenständigkeit aufeinander treffen. Und trotzdem macht er sich nie lustig über seine Figuren. Er ist fasziniert von der spirituellen Ernsthaftigkeit, mit der das Handwerk in Japan noch gewürdigt wird. Er weiß aber auch, dass wir diese Kultur nie restlos begreifen können. Von dieser Spannung erzählt Christoph Peters – schnörkellos, unterhaltsam und mit viel Fingerspitzengefühl.

Wie gefällt es?
Der Roman macht Spaß und ist ein Erlebnis; nicht zuletzt, weil Christoph Peters uns mit viel Humor die Fremdheit auch unserer eigenen Kultur nahebringt. Wenn auf den letzten Seiten der neue Ofen zum ersten Mal befeuert wird – was ein hochkomplizierter Vorgang ist, der sich über mehrere Tage zieht - dann riecht man das verbrennende Buchenholz und fühlt sich tatsächlich in eine japanische Töpferwerkstatt versetzt.

 

18,99 € inkl. MwSt.
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gebundenes Buch, 224 S.
Sprache: Deutsch
Luchterhand Literaturverlag
ISBN: 9783630874111

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